Frankreich-Austausch: Lycée Albert Châtelet Douai


Eine der beiden Partnerschulen des Petrinum liegt in Douai, im Norden Frankreichs. Das Gymnasium Petrinum ist stolz darauf, zu den ersten Pionieren der Stadt gehört zu haben, die noch vor der offiziellen Aufnahme des partnerschaftlichen Verhältnisses der beiden Städte am ersten Brückenschlag beteiligt waren. Dazu muss man wissen, dass Douai seit den sechziger Jahren offizielle Partnerstadt von Recklinghausen ist. Der erste Besuch fand vom 21. - 28. Juni 1965 statt. Das Lycée Douai erwiderte den Besuch vom 14. - 19. Juni 1966. Was damals gegründet wurde, ist im Laufe der Jahre zur festen Einrichtung geworden. Alle zwei Jahre fährt eine Gruppe des Petrinum nach Douai, und im gleichen Abstand ist in dem dazwischenliegenden Jahr eine Gruppe junger Franzosen Gast des Petrinum. Sprachliche Schwierigkeiten auf deutscher Seite, die auf französischer Seite von Anfang an nicht da waren, wurden im Laufe der Jahre immer geringer, nachdem Französisch als dritte Fremdsprache im romanischen Zweig gelehrt wurde. Beim allerersten Briefwechsel war auf französischer Seite A. Véber, der damalige Schulleiter, und auf deutscher Seite Anton Feische, der kommissarische Leiter des Petrinum, beteiligt. Die politischen Repräsentanten der beiden Partnerstädte unterstützen durch Empfänge und sonstige Zuwendungen die schulischen Initiativen.

Der deutsch-französische Austausch dauert in der Regel acht Tage. Durch abwechslungsreiche Programme wird versucht, den Schülerinnen und Schülern auf interessante Weise einen ersten Einblick in Leben und Kultur des jeweiligen Nachbarlandes zu geben. In diesen Programmen erscheinen seit Jahren regelmäßig Besuche in charakteristischen Städten (z.B. Paris & Bonn, Münster & Arras), Landschaften (Kanalküste & Münster- und Sauerland), Industrieanlagen (französisches Stahlwerk Usinor & Opel), Wirtschaftsunternehmen wie Fleischfabrik, Käserei, Spinnerei, Glasfabrik und Besuche in Museen. Vor allem aber sollen durch persönliche Begegnungen zwischenmenschliche Kontakte geknüpft werden. Zu diesem Zwecke sind die Mitglieder der Reisegruppen, genau wie in Steyning, in den Familien der Austauschpartner untergebracht. Zudem begleiten gastgebende Schüler ihre jeweiligen Partner auf Exkursionen, Empfänge, Feste, bei Theaterbesuchen u.a. Als Frucht dieser Begegnungen sind im Laufe der Jahre viele dauerhafte Freundschaften entstanden, die sicher den europäischen Einigungsbestrebungen dienlich sind.

Urkunde

Erfahrungsbericht vom Frankreich-Austausch 2022/23

Der Frankreich Austausch unseres Jahrgangs sollte eigentlich 2021 stattfinden. Wegen der damaligen Corona Situation wurde die Ankunft unserer Gäste dann aber kurzfristig abgesagt. Damals dachten wir uns nicht viel dabei, denn wir konnten ja nicht ahnen wie wichtig uns diese Menschen, mit denen wir nur vereinzelt etwas Kontakt hatten, eines Tages werden würden.

Die 14 Franzosen und Französinnen kamen an einem Dienstagnachmittag an. Die einen waren mehr und die anderen weniger aufgeregt. Aber für jeden von uns war die Situation vollkommen neu und etwas überfordernd. Die meisten wussten nicht einmal, wie ihre Austauschschüler:innen aussahen. So dauerte es seine Zeit bis wir uns nach der Ankunft gefunden hatten und uns bei dem gemeinsamen Buffet etwas kennen lernen konnten. Die darauffolgende Woche in Deutschland verging wie im Flug. Unsere französischen Gäste besuchten mit uns den Unterricht, was etwas chaotisch war. Am folgenden Tag machten wir alle gemeinsam einen Ausflug in den Kletterwald. Dies war eine unerwartete Gelegenheit, unserer Austauschpartner näher kennen zu lernen. Und das gemeinsame Klettern, sowie die geteilte Angst schweißte uns mit unseren französischen Austauschpartner:innen etwas mehr zusammen. Am folgenden Tag besichtigten unsere Gäste Münster, jedoch ohne uns, was uns eine Gelegenheit gab etwas durchzuatmen. Denn jemanden fast Fremden zu beherbergen, stellte sich auch als anstrengend heraus. Die wohl wertvollste Zeit war jedoch das Wochenende. Dort trafen wir uns privat, hörten Musik, tauschten uns aus und lernten uns besser kennen. An diesem Samstagabend dachten wir uns das erste Mal, wie schade es ist, dass unsere Gäste uns bald verlassen würden. Den Sonntag gestaltete der Großteil etwas ruhiger. Man traf sich in kleineren Gruppen im Park oder verbrachte den vorletzten Tag zu Hause in der Familie. Montagnachmittag, nach der Schule versuchten wir noch alles rauszuholen und so viel Zeit wie möglich miteinander zu verbringen. Als die Ersten gehen mussten, flossen bereits einige Tränen. Am Dienstagmorgen stiegen dann alle wieder in den Bus, um nach Douai zurückzukehren. Doch die Menschen, die uns verließen, waren lange nicht mehr Fremde, sondern sind über die kurze Zeit zu unseren Freund:innen geworden. Umso mehr freuten wir uns auf das Wiedersehen. Auf dieses mussten wir jedoch noch fast acht Monate warten.

Endlich, im Mai 2023 machten wir uns an einem Freitagmorgen auf den Weg nach Douai. Voller Vorfreude auf die bevorstehende Woche kamen wir an unserer Partnerschule an und wurden freudig, wenn auch etwas unorganisiert empfangen. Wir begleiteten unsere Austauschschüler in den Unterricht, welcher ebenfalls etwas chaotischer war als man es aus Deutschland gewohnt war. Ziemlich erschöpft von der langen Fahrt und den vielen neuen Eindrücken ging es dann in unser neues zu Hause. Die einen machten dann schon erste Unternehmungen, während die anderen sich einrichteten und den Abend in der neuen Familie ausklingen ließen. Uns allen stand dann ein langes Wochenende von drei Tagen bevor. Dies verbrachten wir alle ganz unterschiedlich. Manche wurden in den normalen Familienalltag unserer Gastfamilie integriert, machten Spaziergänge und besuchten kleine Cafés in der Innenstadt von Douai. Andere wiederum verbrachten das Wochenende in Paris. Fest steht aber, dass die ersten drei Tage, für uns alle voller neuer Erfahrungen waren. Am Dienstag war unser erstes offizielles Ausflugsziel Lille. In dieser altertümlichen Stadt verbrachten wir einige schöne Stunden mit einer Stadtführung und einiger freien Zeit zum Shoppen, unter anderem in einem großen Einkaufszentrum, wo die meisten von uns fündig wurden. Am Nachmittag ging es dann privat ins Restaurant, wodurch wir noch mehr Zeit mit den anderen Teilnehmer:innen des Austausches, den deutschen sowie den französischen Schüler:innen hatten. Dadurch konnten wir noch einige neue Kontakte knüpfen.

Am Mittwoch begleiteten wir unsere Austauschpartner:innen in den Unterricht. Wir erlebten alle unterschiedliche Fächer: Physik, Deutsch oder Sport. Letzteres war deutlich anders als wir es kannten, denn anstatt in der Sporthalle Badminton oder Fußball zu spielen hatten wir einen Orientierungslauf im Wald bei strömenden Regen. Zunächst stieß die Vorstellung nicht gerade auf Begeisterung, doch am Ende wurde es zu einem einmaligen und unvergesslichen Erlebnis. Am freien Nachmittag hatten wir wieder die Möglichkeit den französischen Familienalltag kennenzulernen. Oftmals halfen wir unseren Gastfamilien beim Kochen oder Einkaufen oder verbrachten entspannte Nachmittage mit guten und lehrreichen Gesprächen.

Am letzten richtigen Tag stand die Besichtigung der kleinen Stadt Arras auf dem Plan. Zunächst besuchten wir die Cité Nature, ein Museum, das sich mit Natur und Umweltschutz beschäftigte. Dies war ein Thema, dass uns den ganzen Austausch über begleitet hatte. Offen gestanden war das Museum wohl eher für Kinder unter unserer Altersklasse gedacht. Dies hielt uns aber nicht davon ab, die Zeit zu genießen und das Beste aus der Situation zu machen. So ging die Zeit schnell um und wir machten uns auf den Rückweg in die Innenstadt, um diese noch etwas eigenständig zu erkunden. Hier erlebten wir einige ruhige Stunden mit gutem Essen und kleinen Läden, in denen wir stöbern konnten. Im Anschluss stand uns eine Führung in dem unterirdischen Tunnelnetz von Arras bevor. Einige Meter unter der Erde lernten wir einiges über die Funktion und die Geschichte dieser unterirdischen Gänge. Am späten Nachmittag, als wir wieder in Douai ankamen, kehrten wir für den letzten Abend in unsere Gastfamilie zurück. Manche blieben jedoch spontan noch etwas in der Innenstadt und trafen sich, um die letzten Stunden auch mit den anderen Austauschschüler:innen und den deutschen Freund:innen zu verbringen. Schließlich musste aber auch dieser Tag enden, Sachen gepackt werden und sich auf die bevorstehende Fahrt vorbereitet werden. Am nächsten Morgen hieß es dann Abschied nehmen: zunächst von unseren Gastfamilien, die ausnahmslos ihr Bestes gegeben hatten, um uns eine schöne Zeit zu gestalten und uns mit viel Herzlichkeit beherbergt haben. Der Abschied von unseren Austauschpartner:innen ist uns ebenfalls nicht leicht gefallen, denn durch die vielen gemeinsamen Erlebnisse sind die ehemals fremden französischen Schüler:innen unsere Freund:innen geworden, die wir nun verlassen sollten. Irgendwann saßen wir dann doch im Bus und verließen Douai. Nun jedoch verbinden wir die Stadt mit vielen unvergesslichen Erinnerungen und einmaligen Menschen, denen wir in unserem Leben sicherlich nochmal begegnen werden.