Schüler verwandeln sich in Legionäre: Expertinnen des Römermuseums machen am Petrinum Unterricht zum Anfassen.

26. Nov 2019 Zurück zu Aktuelles

Keine Frage: Die Römer mussten ganz schön viel schleppen. Davon konnten sich die neuen Lateinschüler des Petrinum überzeugen. „Rund 48 Kilo“, verrät Archäologin Alexandra Boßmann vom Halterner Römermuseum und zeigt auf Waffen, Ausrüstungsgegenstände und Marschgepäck. Mit dem Mitmachprogramm „Römer to Go“ kommen die Pädagogen direkt in die Schulen. Die Fünftklässler haben viel Spaß in dieser lebendigen Geschichtsstunde und erfahren ganz nebenbei, was die Römer einst nach Westfalen verschlagen hat.

„Als ich das in der Zeitung gelesen hatte, habe ich sofort angerufen und noch einen Termin bekommen“, sagt Lateinlehrerin Maria De Sousa begeistert. Sie und ihre Kollegin Dr. Katrin Haas wollen mit dem verstaubten Image des Latein-Unterrichts aufräumen. Darum setzen sie auf spielerische Elemente. „Da passt dieses Angebot perfekt rein“, weiß Maria De Sousa.

Vor allem die „Modenschau“ hat es den Jungen und Mädchen angetan. Ruck, zuck verwandeln sie sich in Legionäre und Römerinnen. Denn Museumspädagogin Alexandra Boßmann und Bianca Kühlborn, wissenschaftliche Volontärin, packen ihre Truhen aus. Und siehe da: „Hosen gab es damals nicht, das war nur was für Weicheier“, erklärt Alexandra Boßmann grinsend, „und Unterwäsche auch nicht.“ Dafür zaubern die Expertinnen Tuniken hervor.

Svantje schlüpft hinein und blickte neugierig an sich hinunter. „Und jetzt machen wir aus dir noch eine verheiratete Frau“, meint die Archäologin und greift zum nächsten Gewand, Palla genannt. Nicht zu vergessen: die Stola, mit der Svantje auch ihren Kopf bedeckt. Fertig. „So, jetzt bist du eine Matrone, die ehrbare Ehefrau eines römischen Bürgers.“

Dann wird es noch aufregender: Die Expertinnen aus Haltern holen Rüstung, Waffen und das Kettenhemd hervor. „Ich fühle mich ganz schön eingequetscht“, lautet Ingas Kommentar, als sie das Zehn-Kilo-Teil überstreift. Auch der Helm mit Nackenschutz und Wangenklappen bringt einiges auf die Waage. Alexandra Boßmann: „Und der kleine Steg hier schützt die Ohrmuschel vor dem Schwerthieb. Die Römer haben praktisch gedacht.“

Unterricht zum Anfassen: Die Schüler dürfen den Helm Probe tragen, sie bestaunen die Sandalen mit den Eisennägeln und können das große Schutzschild (kaum) hochheben. Das Schwert, der Dolch und der Speer machen ebenfalls mächtig Eindruck. „Das ist eine schöne Abwechslung zum regulären Unterricht“, betont Dr. Katrin Haas. Doch plötzlich ist die Zeit um. Und die Kinder sind sich einig: „Lateinunterricht ist total spannend.“

Text und Bild: Recklinghäuser Zeitung  Nr. 271 (2019) vom 22.11.2019, S. 7

Und hier noch ein Erlebnisbericht einer Schülerin:

RÖMER to Go!

Am Donnerstag, den 14. November 2019 kamen zwei Frauen vom LWL-Römermuseum zu uns. Mit dem Classics-Kurs haben wir uns an diesem Tag auf dem Schulhof getroffen. Dort haben wir auch beim Tragen der schweren römischen Ausrüstung geholfen.

Als erstes haben sie uns etwas über Rom erzählt, wo diese Stadt liegt und wie es früher dort war. Dabei ging es in erster Linie um das Leben der Soldaten früher.

Danach haben sie uns gezeigt, was die Soldaten dabei hatten. Es war ein Kreuz aus Holz, an dem viele Sachen hingen, unter anderem Töpfe; das Ganze wog ungefähr 18 kg. Zusätzlich hatten sie noch einen Feuerstein dabei, mit dem sie Feuer machen konnten. Auch ein kurzes Schwert hatten sie zum Umhängen dabei. Einen Kamm gegen Flöhe, der aus Lammknochen gefertigt war. Und eine Trinkflasche, die rund war. Einen sehr weiten Mantel, den man sich überstülpen konnte, mit einer Kapuze, damit man nicht nass wurde. Die Rüstung gehörte natürlich auch dazu: es war eine Art metallenes T-Shirt, das sie im Falle eines Angriffs schützte. Es gab auch ein dünneres Kettenhemd aus Metall mit Löchern, es sah aus wie sehr viele miteinander verflochtene Ringe, die alle zusammen hingen. Eine Kopfbedeckung gab es auch, die war ebenfalls aus Metall. An beiden Seiten des Gesichtes hingen Klappen, und hinten war ein Nackenschutz. Und natürlich gab es noch den Schutzschild, er war rot und hatte auf der Vorderseite ein goldenes Zeichen. An der Innenseite war ein Griff befestigt, an dem man es festhalten konnte. Die Schuhe der römischen Soldaten waren Sandalen aus Leder, an deren Sohlen Nägel befestigt waren.

Dann endete der Vortrag, und wir haben noch geholfen, die Sachen wieder ins Auto zurück zu tragen.

Text: Alea Firdes Duman (Klasse 5a), Bild: Recklinghäuser Zeitung  Nr. 271 (2019) vom 22.11.2019, S. 7

Von: Michael Rembiak